Die Olympischen Spiele 2024 im Visier von Aktivisten

Ein multikulturelles Fest, das Menschen aus aller Welt einladen und ansprechen soll. Ein Abenteuer, das für ganz Frankreich eine einzigartige Erfahrung darstellen soll. So wird für die Olympischen und Paralympischen Spiele geworben, die nächsten Sommer in Paris stattfinden. Viele freuen sich schon, aber es gibt auch einige Kritiker. Zu Recht?

In einer persönlichen Rede an die Franzosen hat Präsident Emmanuel Macron geschwärmt, „die Welt unter den bestmöglichen Konditionen zu den Olympischen und Paralympischen Spielen zu empfangen“, sowohl was die Sicherheit, die Organisation als auch die soziale und ökologische Verantwortung betrifft. Vom 26. Juli bis zum 11. August 2024 finden diese in der französischen Hauptstadt und anderen Standorten in der Metropolregion statt. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Zahlreiche Baustellen zieren derzeit das Stadtbild, ganze 1,4 Milliarden Euro sollen investiert werden, um die Wasserqualität der Flüsse Seine und Marne zu verbessern. Das Ziel: „ein sportlicher Erfolg, aber auch ein nationaler“, so Macron.

Hinter der Fassade sieht es anders aus. An vielen Baustellen sind Arbeitskräfte ohne gültige Papiere beschäftigt worden. Schnell wurden Vergleiche mit Katar in den Raum geworfen, wo im letzten Jahr die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde und wegen der Ausbeutung illegaler Arbeiter auf den Baustellen in der Kritik stand. Auch die Ticketverteilung und -preise sorgen bei vielen Fans für Unmut. Zwar sollen laut dem Präsidenten des Organisationskomitees, Tony Estanguet, 1 Million Tickets für 24 Euro verkauft werden, die meisten Eintrittskarten liegen preislich aber deutlich darüber, der Höchstpreis sogar bei 2.700 Euro!

Zu viel für die Gruppe Saccage2024, die sich deutlich und lautstark gegen die „Plünderungen“ ausspricht, die durch die Olympischen Spiele entstehen. „Wir wehren uns gegen die ökologischen und sozialen Verwüstungen, die die Olympischen Spiele 2024 in Paris verursachen“, schreiben sie auf ihrer Website. Um ihre Wohnorte, ihre Gesundheit und das soziale Miteinander zu schützen, haben sich die Bewohner von Seine-Saint-Denis und der Umgebung in Vereinen und Kollektiven zusammengeschlossen und organisieren regelmäßig Veranstaltungen und Aktionen, um auf die Missstände aufmerksam zu machen und gegen sie vorzugehen.

Wie viele andere Gegner möchten auch Mitglieder von Saccage2024 als „falsche Freiwillige“ die Planung der Olympischen und Paralympischen erschweren und den Fackellauf durch die Stadt sabotieren. Aber auch andere Gruppen haben sich gebildet und stellen direkte Forderungen an Präsident Macron. Unter dem Hashtag #PasDeRetraitPasDeJO (#KeineRenteKeineOlympischenSpiele) machen sie ihrem Unmut über die neue Rentenreform Luft und sehen das Event als Möglichkeit, Macron direkt anzugreifen. Ob sie es schaffen, eine so große Menge an Menschen zu erreichen wie die Demos, die in den letzten Wochen die Hauptstadt beherrschten, bleibt abzuwarten.

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