Die Bären der Gobelins

Die Avenue des Gobelins im 13. Arrondissement ist nicht nur wegen der ehemaligen königlichen Tapisserie-Manufaktur, dem Schloss der weißen Königin oder dem Blick auf das Pantheon einen Besuch wert. Auch in den Schaufenstern der Geschäfte oder auf den Terrassen der Cafés gibt es einiges zu sehen: Dort wartet eine Vielzahl großer Teddybären aus Plüsch auf die Passanten.

In unterschiedlichen Positionen, nur mit einem Pullover bekleidet oder den Kopf mit einem Hut bedeckt! Wie zum Beispiel drei Teddybären, die das Schaufenster und den Verkaufsraum eines Optikers auf der Avenue besetzen. „Die Kinder freuen sich immer sehr, wenn sie sie sehen. Das hat eine echte Anziehungskraft, sowohl für die Kunden als auch für die Touristen“, erzählt eine Mitarbeiterin.

Die Initiative ist dem Betreiber eines kleinen Zeitungskiosks auf der Avenue zu verdanken und geht bis Oktober 2018 zurück. „Es war eine düstere Zeit für das Geschäft. Das Ziel war, die Leute zum Lächeln zu bringen und ein bisschen gute Laune in die Gegend zu bringen“, erzählt Philippe gegenüber Aus Paris. Da kam ihm die Idee, kostenlos Teddybären an die Geschäftsleute zu verteilen.

Den Leuten, die sie nach diesen Bären fragen, „sollen die Ladenbesitzer sagen, dass sie nicht wissen, woher sie kommen, dass sie sie vor ihrer Tür gefunden und freundlich aufgenommen haben“, sagt Philippe. Auf die ersten beiden Teddys Ursus Gobelinus und Natacha, die „auf dem Standesamt geheiratet“ haben, folgte eine ganze Familie, die immer noch wächst. Wie viele sind es insgesamt? „Das entspricht zwei großen Flugzeugen“, sagt ihr Schöpfer.

Zunächst war es Philippe, der in den Geschäften um Kunden warb, doch inzwischen kommen die Ladenbesitzer zu ihm, um die Teddys zu bekommen. „Sie müssen sich bewerben und wir schauen, ob sie einen guten Platz für den Teddy haben, von dem aus die Leute ihn von außen sehen und Fotos machen können“, erklärt er. So ging unter anderem dem Besitzer der Weinhandlung Nicolas. In seinem Schaufenster stehen zwei Teddybären, darunter Nectar, der „mindestens zehn Mal am Tag“ fotografiert wird und wahrscheinlich „überall im Internet“ zu finden ist, wie der Weinhändler lachend erzählt.

Die Teddybären der Gobelins sind mittlerweile kleine Berühmtheiten, sei es auf Facebook oder Instagram, wo ihrem Konto schon 32.000 Menschen folgen. Gleichzeitig hat sich ihr geografischer Horizont erweitert: „Wir haben sie in der ganzen Welt! In Australien, den USA, Marokko und seit einer Woche sogar in Japan“, berichtet Philippe. „Ein Bär ist auch nach Berlin und München gereist“, fügt er hinzu.

Um sie innerhalb von Paris oder anderswo zu transportieren, hat Philippe sich ein „Nounoursmobile“ — ein fast speziell ausgestattetes Auto — zugelegt. Einige seiner Bären vertraut er auch freiwilligen Reisenden an, die Fotos aus allen Ecken der Welt mitbringen. Schließlich werden einige Teddybären an Vereine oder ehrenamtliche Tätigkeiten verliehen, um diesen zu helfen, bekannter zu werden. Es geht nicht darum, „Geld zu machen“, betont Philippe, aber Spenden werden gerne angenommen, um die Familie weiter wachsen zu lassen und den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

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