Die Bücher der verlorenen Stadt

Der auch ins Deutsche übersetzte Schriftsteller und Zeichner Jacques Yonnet (1920-1974) schrieb in den 1950er-Jahren „Rue des maléfices. Chronique secrète d’une ville“, eines der anerkanntesten Bücher über Paris. 2016 bot der kleine Pariser Verlag L’Échappée den Franzosen die Möglichkeit, in einer Zusammenstellung mit dem Titel „Troquets de Paris“ (Die Kneipen von Paris) weitere Texte des auch als Dichter und Bildhauer tätigen Yonnets zu entdecken.

Diese Veröffentlichung markierte den Beginn eines größeren, ursprünglich nicht geplanten Abenteuers für den Verlag und führte am 7. April zur Gründung einer neuen Reihe mit dem Titel „Paris perdu“ (Verlorenes Paris). Ihr Ziel? Die alten Werke wieder zum Leben erwecken und den Leser in den Alltag der einfachen Pariser Bevölkerung, in das Paris der Banden, der Künstler und des Elends eintauchen lassen. Denn, ob es Hemingway gefällt oder nicht, „Paris war nicht nur ein Fest“…

„In drei bis vier Jahren haben wir sehr viele Bücher gelesen und neue Dinge entdeckt“, erzählt uns Jacques Baujard, der für die Sammlung verantwortlich ist, von der Theke der linken und gegenkulturellen Buchhandlung Quilombo im 11. Arrondissement. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen zunächst neun Werke nach und nach veröffentlicht werden. „Die Bücher waren alle so interessant, dass uns die Auswahl sehr schwergefallen ist.“

Auswahl an Büchern aus der Reihe „Paris perdu“ © L’Échappée

Zwar haben sie alle „eine literarische Ader“, findet Baujard, zwei Bücher seien aber echte „Goldstücke“: „Choses et gens des Halles“ von Charles Fegdal und „Les plaisirs de la rue“ von André Warnod. Letzteres ist seit dem 7. April im Handel erhältlich und enthält ein Vorwort der heute über 100-jährigen Tochter des Autors. „Sie war sehr glücklich, dass wir das Buch ihres Vaters neu veröffentlichen“, erinnert sich Beaujard.

Neben den bereits ausgesuchten Büchern ist der Verlag nicht abgeneigt, seine Sammlung zu ergänzen: „Viele Leute kontaktieren uns, um uns Bücher vorzuschlagen oder uns ihre eigenen Manuskripte zu schicken“, sagt Beaujard. So hat L’Échappée die Rechte an einigen Büchern erworben, die in die Reihe „Paris perdu“ aufgenommen werden sollen. Eins davon ist ein Buch über die politische Geschichte der Pariser Brasserien, das Ende des Jahres veröffentlicht werden soll. Zu diesem Anlass möchten Beaujard und seine Kollegen Veranstaltungen in mehreren Lokalen organisieren. Eine gute Gelegenheit, um bei einem guten Buch einen leckeren Happen zu essen.

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